Der ph-Wert in Hydroponik Systemen ist ein entscheidender Faktor, wenn es um Erfolg oder Misserfolg geht. Ist er zu niedrig, können deine Pflanzen keine Nährstoffe mehr aufnehmen. Ist er zu hoch, ist das ebenfalls der Fall. In beiden Fällen spricht man von einem Nährstoff-Lockout.
In diesem Artikel lernst du wie der ph-Wert funktioniert, auf was du achten musst und wie wir ihn in der Hydroponik messen und regulieren.
Was du über den pH-Wert wissen musst
Der pH-Wert dient als Informationsquelle zur Bestimmung, ob das Wasser oder die Nährlösung sauer, neutral oder alkalisch ist. Wenn du deine Pflanzen richtig ernährst und pflegst und du trotzdem Anzeichen von Krankheit bemerkst, ist das Problem höchstwahrscheinlich auf den pH-Wert zurückzuführen.
Irreführende Symptome der Pflanze oft auf pH-Wert zurückzuführen
Ein falscher ph-Wert kann unter anderem Anzeichen von zu viel Dünger hervorrufen, obwohl das nicht der Fall ist. Verbrannte Blattspitzen sind nur ein Beispiel dafür.
Sauer, neutral und alkalisch - was heißt das?
Der ph-Wert auf deiner logarithmischen Skala abgebildet, ähnlich wie Dezibel für die Lautstärke. Die Skala ist in 3 Bereiche eingeteilt, sauer, neutral, und alkalisch. Er gibt Aufschluss darüber, wie viele Säuren und Basen in unserer Nährlösung sind und wie die Gewichtung zueinander ist.
Ein niedriger ph-Wert kleiner 1 bis ca. 7 wird als sauer beschrieben. Wein zum Beispiel hat einen ph-Wert von 4, Cola zwischen 2 und 3 und Batteriesäure 1. Wenn der ph-Wert kleiner als 7 ist, bedeutet das, es sind mehr Säuren als alkalische Laugen in der Wasser-Lösung enthalten.
Von einem neutralen ph-Wert ist die Rede, wenn er sich im Bereich um 7 bewegt. In diesem Fall ist das Verhältnis von Säuren und Basis ausgewogen. Der menschliche Speichel eines gesunden Menschen sollte etwa ungefähr bei 7 liegen.
Ein alkalischer (auch basisch genannt) ph-Wert sagt uns, dass mehr Laugen als Säuren in der Lösung enthalten sind.
Die logarithmische Skala des pH-Werts verstehen
Um ein besseres Gefühl für den ph-Wert zu bekommen, solltest du unbedingt den logarithmischen Hintergrund dazu verstehen: Der ph-Wert funktioniert mit einer 10er-Potenz. Sprich ein ph-Wert von 5 ist 10-mal sauerer als ein ph-Wert von 6. Und ein ph-Wert von 4 ist 100-mal sauerer als ein ph-Wert 6. Ein Wert von 3 ist also bereits 1000-mal sauerer als ein Wert von 6.
Das funktioniert natürlich auch in die andere Richtung identisch.
Für uns in der Hydroponik ist das enorm wichtig zu verstehen, denn es erklärt, warum wir so penibel auf einen passenden ph-Wert achten sollten.
Der pH-Wert in der Hydroponik
Wie bereits weiter oben im Artikel erwähnt, muss sich der ph-Wert der Nährlösung in einem Bereich bewegen, der für die Pflanze, die sich daraus ernähren soll, ideal ist. Sollte der Wert etwa unter 5 fallen oder sich über 7 bewegen, sind viele Nährstoffe nicht mehr für die Pflanze verfügbar und man spricht von einem Lockout.
Im Übrigen ist das auch so bei klassischen Erd-Kulturen. Da dort allerdings die Nährstoffe über die Erde statt über das Wasser bereitgestellt werden, sprechen wir dort über andere Werte.
Der Sweetspot für die Hydroponik, gibt es ihn?
Ja, es gibt ihn. Und zwar bewegt er sich bei einem ph-Wert von 5,8. Dort stehen alle primären und die meisten sekundären Nährstoffe der Pflanze zur Verfügung, bzw. in diesem Bereich kann die Pflanze sie aufnehmen.
In der Tabelle siehst du die wichtigsten Nährstoffe, welche wir den Pflanzen über die Nährlösung bereitstellen. Der Bereich bei 5.8 ist für uns besonders interessant, denn dort können viele der Nährsalze besonders gut aufgenommen werden, mit der Ausnahme Zink. Zink ist aber vergleichsweise unwichtig und kann vernachlässigt werden.
Tabelle auch als Google-Doc verfügbar
Du kannst die aktuelle Version unserer Närhrstoff-Tabelle auch unter diesem Link einsehen. Am besten gleich Lesezeichen setzen und immer Zugriff haben.
Die meisten Pflanzen profitieren aber in ihrem Lebenszyklus davon, wenn der ph-Wert etwas schwankt und sich im Bereich 5,8 bis 6,2 hin und her bewegt. Sei also nicht zu übereifrig bei der Regulierung des ph-Werts.
Richtiges Messen des pH-Werts
Um den ph-Wert messen zu können, brauchst du Hilfsmittel. Früher als Messgeräte noch unerschwinglich waren, hat man auf Test-Streifen aus der Aquaristik gesetzt. Das funktioniert auch heute noch und sie sind nach wie vor erhältlich.
Besser ist aber bereits ein günstiges Messgerät für unter 20 Euro. Damit lässt sich der ph-Wert schneller, komfortabler und genauer ermitteln. Solch ein Messgerät ist eigentlich ein unverzichtbares Werkzeug in der Hydroponik. Die Messgeräte in Stift-Form sind mittlerweile die gängige Lösung und funktionieren zuverlässig.
Diese Messgeräte in Stift-Form sind aber nicht für den stationären Einsatz gedacht, also eine Dauermessung. Dafür solltest du auf andere Lösungen setzen, wie zum Beispiel die Geräte von BlueLab. Es gibt aber auch andere namhafte Hersteller wie Milwaukee.
richtige Lagerung des Gerätes wichtig
Dein ph-Messgerät solltest du unbedingt den Hersteller-Angaben entsprechend lagern. Viele Hersteller schreiben vor, dass die Diode des Gerätes in kcl-Lösung gelagert werden muss für eine längere Lebensdauer.
Vor und nach jeder Messung solltest du das Gerät kurz unter sauberen Leitungswasser abspülen für bessere Ergebnisse.
PH-Messgeräte müssen auch immer wieder neu kalibriert werden. Alle paar Wochen oder nach einer längeren Pause vor der ersten Messung ist immer eine gute Idee. Dafür gibt es fertige Puffer-Lösungen, die verwendet werden können und über einen großen Temperatur-Bereich den gleichen Wert halten.
Der beste Zeitpunkt zum Messen für uns in der Hydroponik, wenn nicht anders angegeben von deinem Dünger-Hersteller, ist es, wenn alle Nährstoffe bereits in die Nährlösung gegeben wurden. Also ganz am Schluss messen. Es kann sein, dass dein Dünger bereits einen bestimmten pH-Wert voraussetzt, bevor du ihn, die Nährlösung mischt. Das sind meistens Dünger mit pH-Puffer-Stoffen, die versuchen, den pH-Wert möglichst lange stabil zu halten. In diesem Fall musst du den pH-Wert vor der Zugabe von Nährsalzen auf den angegebenen Wert einstellen.
Du solltest unbedingt deine Messwerte protokollieren, um besser zu verstehen, wie sich dein Hydroponik-System mit der aktuellen Nährlösung und Kultur verhält. Diese Daten erlauben dir Rückschlüsse und du kannst besser im Vorfeld agieren. Auch in der Hydroponik ist Agieren besser als Reagieren.
Den pH-Wert regulieren
Wie wir bereits gelernt haben, ist es wichtig den pH-Wert in der Hydroponik zu regulieren. Um einen Lockout zu vermeiden, muss der pH-Wert der Nährstofflösung innerhalb eines bestimmten Bereichs liegen, der für die Pflanze ideal ist. Wenn der pH-Wert unter 5 fällt oder über 7 steigt, stehen der Pflanze viele Nährstoffe nicht mehr zur Verfügung und es kommt zu einem Lockout.
Für die Regulierung des pH-Werts, können wir auf konzentrierte Säuren und Basen zugreifen, die speziell für die Hydroponik gedacht sind. Du solltest keine anderen Mittel verwenden, wie zum Beispiel von deinem Garten-Pool!
Um den pH-Wert nach unten zu regulieren, können wir unter anderem Phosphorsäure oder Zitronensäure verwenden. Diese werden als pH-down Produkte bereits fertig angeboten und sind sehr ergiebig. In den allermeisten Fällen wirst du den pH-Wert nach unten korrigieren müssen, was auf den Ionenstoffwechsel in der Hydroponik und unsere übliche Wasserhärte in Deutschland zurückzuführen ist.
Auch deine Wasserwerte an deinem Wohn-Ort sind wichtig
Grundsätzlich solltest du dich außerdem über die Wasserwerte in deiner Stadt erkundigen. Die Stadtwerke sind dazu verpflichtet, regelmäßig einen Wasserbericht zu veröffentlichen. Du solltest über Google oder direkt auf der Website deiner Stadt findig werden.
Hier findest du etwa die Trinkwasser-Analysen der Stadt Köln.
Die Stadt Köln gibt zum Beispiel für Pulheim ein pH-wert von 7,26 an, was recht neutral ist im Vergleich zum bergigen Süden von Deutschland. Dort kann der pH-Wert deutlich höher liegen.
Für die Regulierung des pH-Werts solltest du dir fertige verdünnte Mischungen ansetzen, gerne auch mit destilliertem und somit annähernd salzfreiem Wasser. Direkt mit den konzentrierten Lösungen zu arbeiten macht keinen Spaß, dass sie sehr hoch konzentriert sind und du damit schnell über das Ziel hinaus schießt. Sollte dies doch mal passieren, empfehlen wir dir eine komplett neue Nährlösung aufsetzen.
Setze also etwa einen halben Liter mit deinem pH-Down auf Vorrat an, um die Konzentration abzuschwächen. Mit dieser eigenen Konzentration kannst du dann den pH-Wert deiner Nährlösung senken. Dies hat auch den Vorteil, dass du nicht in Gefahr läufst, die chelatierten Nährsalze oder pH-Puffer deines verwendeten Hydroponik-Düngers zu zerstören.
Du solltest außerdem vermeiden, in derselben Nährlösung mit pH-minus und pH-plus zu arbeiten. Beide Lösungen haben Einfluss auf die Menge absolut gelösten Teilchen (Stichwort ppm) in deiner Nährlösung und das Endprodukt wird vermutlich nicht gut sein und auch nicht stabil den pH-Wert halten.
Nun solltest du die wichtigsten Punkte zum pH-Wert in der Hydroponik kennen und ihn regulieren können. Da es sicher noch viele Themen dazu gibt den Rahmen dieses Artikels sprengen würden, werden weitere Artikel folgen. In der Zwischenzeit kannst du unsere anderen Artikel zur Hydroponik lesen. Schau dir auch unbedingt unseren Artikel zum EC-Wert an.