DIY Hydroponik: Ein umfassender Leitfaden für Anfänger

(letztes Update: 16.06.2023)
DIY Hydroponik: Ein umfassender Leitfaden für Anfänger

Einführung

Hydroponik ist ein Thema in dem Tüftler, Erfinder und Bastler voll auf ihre Kosten kommen können. In diesem Artikel lernst du, wie du schnell, einfach und kostengünstig in die DIY Hydroponik einsteigen kannst.

Eine der größten Vorteile von Hydroponik ist die Kontrolle, die du über die Umgebung deiner Pflanzen hast. Du kannst die Nährstoffzufuhr, das Licht und die Feuchtigkeit genau einstellen und so ein optimales Wachstum gewährleisten. Das bedeutet auch, dass du Indoor das ganze Jahr über anbauen kannst, unabhängig von den Witterungsbedingungen im Freien.

Ein weiterer Vorteil von Hydroponik ist die erhöhte Effizienz im Pflanzenwachstum. Da die Nährstoffe direkt zu den Wurzeln der Pflanzen geleitet werden, müssen sie nicht wie in der herkömmlichen Landwirtschaft lange Wurzeln ausbilden, um an Nährstoffe zu gelangen. Dadurch kann das Wachstum beschleunigt werden und du kannst in kürzerer Zeit eine größere Ernte erzielen.

Ein weiterer Vorteil von Hydroponik ist die Einsparung von Platz. Da die Pflanzen in einem geschlossenen System wachsen, benötigst du weniger Fläche, um eine große Anzahl von Pflanzen anzubauen. Das macht Hydroponik besonders attraktiv für Stadtbewohner, die keinen großen Garten zur Verfügung haben.

Alles in allem ist Hydroponik eine großartige Möglichkeit, um frisches Gemüse und Kräuter anzubauen, unabhängig von Platz- oder Witterungsbedingungen. Mit ein wenig Wissen und Vorbereitung kannst du in kürzester Zeit deine eigenen Pflanzen züchten und dich über eine reiche Ernte freuen.

Hydroponik ist keine neue Erfindung, sondern hat eine lange Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Bereits im alten Babylonien wurden Pflanzen auf schwimmenden Gärten angebaut, die auf Flüssen oder Seen platziert wurden. Auch die Azteken betrieben eine Form der Hydroponik, indem sie auf künstlich angelegten Inseln Gemüse anbauten.

Die moderne Hydroponik begann jedoch erst in den 1930er Jahren, als Wissenschaftler begannen, die Bedürfnisse von Pflanzen genauer zu untersuchen und zu verstehen. Im Laufe der Jahre wurden immer mehr Technologien und Systeme entwickelt, um die Hydroponik zu verbessern und zu optimieren. Heute ist Hydroponik ein wichtiger Zweig der Landwirtschaft und bietet viele Vorteile im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft.

In diesem Artikel werden wir alle Grundlagen der Hydroponik streifen und gemeinsam ein einfaches DIY Hydroponik System bauen. Du liest hier also einen vollständigen “Hello Hydroponik” Artikel :-)

Arten von Hydroponik-Systemen

Lese diesen Abschnitt, um mehr über die wichtigsten Hydroponik Systeme und deren Vorteile und Nachteile zu erfahren.

Docht-System

Ein häufig verwendetes Hydroponik-System ist das Docht-System, bei dem ein Docht das Wasser und die Nährstoffe aus einem Reservoir zu den Pflanzen transportiert. Das System ist einfach und erfordert keine Stromversorgung, was es zu einer attraktiven Option für Anfänger macht.

Die Dochte bestehen in der Regel aus saugfähigem Material wie Baumwolle oder Polyester. Der Docht wird in das Reservoir getaucht und reicht bis zu den Wurzeln der Pflanze, wo er das Wasser und die Nährstoffe abgibt. Da das System einfach ist, kann es leicht mit einer Vielzahl von Behältern verwendet werden, wie beispielsweise Plastikbechern oder leeren Flaschen.

Das Docht-System hat jedoch auch seine Nachteile. Wenn die Dochte zu kurz sind oder das Material nicht saugfähig genug ist, kann es sein, dass die Pflanzen nicht genügend Wasser oder Nährstoffe erhalten. Wenn Docht-Systeme mit Erde verwendet werden, neigt die Erde dazu, sich vollzusaugen und die Pflanze erstickt. Es muss also unbedingt genügend Luftdurchlässigkeit sichergestellt werden. Dafür kann zum Beispiel Perlit in die Erde-Mischung gegeben werden. Besser aber setzt man auch Coco und Perlit in diesen Systemen.

Tiefwasser-Kultur DWC

Ein weiteres beliebtes Hydroponik-System ist die Tiefwasser-Kultur (Deep Water Culture, DWC). Bei diesem System hängen die Wurzeln der Pflanzen in ein Reservoir, das mit einer Nährstofflösung gefüllt ist. Die Pflanzen können so direkt alle notwendigen Nährstoffe aus der Lösung aufnehmen. Um die Sauerstoff-Versorgung sicherzustellen, wird eine Luftpumpe mit einem Ausströmer in der Lösung platziert.

Ein großer Vorteil der Tiefwasser-Kultur ist, dass sie sehr einfach einzurichten und zu betreiben ist. Da die Pflanzen direkt in das Reservoir wurzeln, müssen keine Flussraten oder Perioden für die Bewässerung eingerichtet werden. Durch seine sehr direkte Art ist das System einfach zu überwachen und die Nährstoffe können leicht angepasst werden, um sicherzustellen, dass die Pflanzen immer die richtigen Mengen erhalten.

Ein weiterer Vorteil der Tiefwasser-Kultur ist, dass sie sehr platzsparend ist und ideal für den Anbau von größeren Pflanzen wie Tomaten oder Paprika geeignet ist. Es ist recht mobil und kann recht flexibel platziert werden, um unter anderem die Lichtverhältnisse zu optimieren. Das System kann auch hervorragend in geschlossenen Räumen betrieben werden, da es keine Komplexen aufbauten benötigt. Die Tiefwasser-Kultur ist ein einfaches und effektives System, das ideal für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen ist und eine hohe Ernteausbeute verspricht.

Später in diesem Artikel bauen wir gemeinsam ein einfaches DWC System.

Ebbe-Flut-System

Das Ebbe- und Flut-System (Flood and Drain System) ist ein beliebtes Hydroponik-System, das eine hohe Ernteausbeute und Effizienz bietet. Eine Studie von M. Gheysari (2017) hat gezeigt, dass das Ebbe- und Flut-System im Vergleich zu anderen Hydroponik-Systemen wie dem NFT-System (Nutrient Film Technique) und dem Aeroponik-System eine höhere Pflanzenleistung erzielt. Die Studie hat auch gezeigt, dass das Ebbe- und Flut-System weniger anfällig für Nährstoffstörungen und Schädlinge ist, was zu einem gesünderen Wachstum der Pflanzen führt.

Das System ist einfach zu installieren und kann in verschiedenen Größen hergestellt werden, um eine Vielzahl von Pflanzen zu unterstützen. Das Ebbe- und Flut-System bietet den Pflanzen ausreichende Belüftung und eine hohe Feuchtigkeit, was zu schnellem und gesundem Wachstum führt. Die Wurzeln der Pflanzen werden periodisch in der Nährstofflösung getaucht und erhalten so eine ausreichende Menge an Nährstoffen. Da das System nur periodisch flutet und entleert, wird weniger Wasser benötigt als bei anderen Systemen als der Tiefwasser-Kultur.

Das Ebbe- und Flut-System ist eine umweltfreundliche und kosteneffektive Wahl für Hydroponik-Anbauer. Es ist einfach zu überwachen und die Nährstoffe können leicht angepasst werden, um sicherzustellen, dass die Pflanzen immer die richtigen Mengen erhalten. Das macht das System zu einer idealen Wahl für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen, die eine hohe Ernteausbeute und Effizienz suchen.

Tropf-System

Das Hydroponik Tropf-System (Drip System) ist eine der am weitesten verbreiteten Methoden des Hydroponikanbaus. Hierbei wird die Nährstofflösung durch ein Netzwerk von Schläuchen und Rohren zu den Pflanzen geleitet, die in speziellen Behältern oder Töpfen sitzen. Die Nährstofflösung wird dann durch feine Tropfer in die Töpfe geleitet, um eine gleichmäßige Verteilung der Nährstoffe zu gewährleisten.

Ein Vorteil des Tropf-Systems ist, dass es sehr einfach zu installieren und zu warten ist. Die Schläuche und Rohre können einfach an eine Pumpe angeschlossen werden, die die Nährstofflösung durch das System pumpt. Das System ermöglicht auch eine präzise Kontrolle der Nährstoffzufuhr, da die Menge der Nährstoffe, die durch die Tropfer in die Töpfe geleitet werden, genau eingestellt werden kann.

Ein weiterer Vorteil des Tropf-Systems ist, dass es sich für eine Vielzahl von Pflanzenarten eignet. Das System kann leicht an die Bedürfnisse von verschiedenen Pflanzen angepasst werden, indem die Anzahl und Größe der Tropfer und die Häufigkeit des Bewässerns angepasst werden. Dies macht das Tropf-System ideal für den Anbau von Gemüse, Kräutern und sogar Blumen.

Ein Nachteil des Tropf-Systems ist, dass es etwas anfälliger für Verstopfungen ist als andere Systeme wie die Tiefwasser-Kultur. Die Tropfer können durch Kalkablagerungen und andere Verunreinigungen verstopfen, was zu ungleichmäßiger Nährstoffversorgung führen kann. Dies kann jedoch leicht durch regelmäßige Wartung und Reinigung des Systems verhindert werden.

Insgesamt ist das Hydroponik Tropf-System eine sehr effektive Methode des Pflanzenanbaus, die eine präzise Kontrolle der Nährstoffzufuhr und eine hohe Ernteausbeute ermöglicht. Das System ist einfach zu installieren und zu warten und eignet sich für eine Vielzahl von Pflanzenarten.

Nutrient Film Technique / NFT-System

Das Hydroponik NFT-System (Nutrient Film Technique) ist eine Methode des Pflanzenanbaus, bei der eine dünne Schicht von Nährstofflösung über einer schrägen Ebene oder einer flachen Oberfläche geleitet wird. Die Pflanzen werden in spezielle Rinnen (NFT-Rinne) gepflanzt, die sich auf der schrägen Ebene befinden, und erhalten so kontinuierlich eine ausreichende Menge an Nährstoffen.

Ein großer Vorteil des NFT-Systems ist, dass es sehr effizient in Bezug auf die Verwendung von Wasser und Nährstoffen ist. Da die Nährstofflösung kontinuierlich in einer dünnen Schicht durch die Rinne geleitet wird, wird nur eine geringe Menge an Wasser und Nährstoffen benötigt. In der professionellen Landwirtschaft werden diese Systeme gerne in Wasser-armen Regionen eingesetzt. Beispielsweise Australien oder Katar.

Ein weiterer Vorteil des NFT-Systems ist, dass es sehr einfach zu überwachen und zu kontrollieren ist. Die Menge an Nährstoffen und Wasser, die durch das System geleitet werden, kann einfach eingestellt werden, um sicherzustellen, dass die Pflanzen immer die richtigen Mengen erhalten. Das System ist auch einfach zu installieren und zu warten, was es zu einer idealen Wahl für Anfänger und Fortgeschrittene macht.

Ein Nachteil des NFT-Systems ist, dass es etwas anfällig für Störungen ist, wenn die Pumpe oder die Stromversorgung ausfällt. Wenn die Pumpe ausfällt, kann die Nährstofflösung nicht mehr durch das System geleitet werden, was zu einem Verlust der Pflanzen führen kann. Es ist daher wichtig, ein Backup-System oder eine Notstromversorgung bereitzuhalten, um das System zu schützen.

Insgesamt ist das Hydroponik NFT-System eine sehr effiziente Methode des Pflanzenanbaus, die eine präzise Kontrolle der Nährstoffzufuhr und eine hohe Ernteausbeute ermöglicht. Das System ist einfach zu installieren und zu warten und eignet sich ideal für Kräuter und Gemüse.

Der Bau deines DIY Hydroponik-Systems

Mache dir Gedanken bevor du beginnst

Bevor du dein DIY-Projekt “Hydroponik-System” beginnst, ist es wichtig, sich ein paar Gedanken zu machen. Das spart im besten Fall nicht nur Nerven, sondern auch Geld. Es gibt einige Faktoren, die bei der Planung deines Systems zu berücksichtigen sind.

Dazu gehören unter anderem:

Ein wichtiger Faktor bei der Planung deines Hydroponik-Systems ist die Art der Pflanzen, die du anbauen möchtest. Einige Pflanzen benötigen mehr Platz und Nährstoffe als andere, während andere Pflanzen möglicherweise empfindlicher auf bestimmte Bedingungen reagieren. Es ist wichtig, sich im Vorfeld über die Anforderungen deiner Pflanzen zu informieren und sicherzustellen, dass du die richtigen Bedingungen für ihr Wachstum schaffen kannst.

Ein weiterer Faktor, den du berücksichtigen musst, ist der verfügbare Platz. Je nach Art des Hydroponik-Systems, das du verwenden möchtest, benötigst du möglicherweise viel Platz, um das System zu installieren und zu betreiben. Es ist wichtig, den verfügbaren Platz zu messen und sicherzustellen, dass dein System gut passt und dass du ausreichend Platz hast, um die Pflanzen zu pflegen und zu ernten.

Es ist auch wichtig, die Art des Hydroponik-Systems zu wählen, das deinen Bedürfnissen entspricht. Jedes System hat seine eigenen Vor- und Nachteile und es ist wichtig, das System zu wählen, das am besten zu den Anforderungen deiner Pflanzen und deinem verfügbaren Platz passt.

Wie du siehst, gilt es einige Überlegungen anzustellen, bevor du dich an die Realisierung eines größeren Systems mit DIY herantrauen solltest.

Ein einfaches DIY Hydroponik System - Schritt für Schritt

Für einen ersten Einstieg brauchst du nicht viel. Es reicht schon ein großer Joghurt-Becher mit stabilem Deckel und etwas unbehandelte Kosmetik-Watte zum selbst bauen. Das Beste daran ist, du kannst dir erst mal den Joghurt gönnen und kannst danach gestärkt ans Werk :-). Mit diesen Materialien werden wir uns eine Tiefwasser-Kultur nach der Kratky-Methode bauen. Optional kannst du auch eine kleine Pumpe installieren und hast so eine Mini-Tiefwasserkultur. Wenn dir das noch nichts sagt, kein Problem.

Schritt 1 - Benötigte Komponenten, Teile und Werkzeuge

Wie du siehst, ist die Liste recht überschaubar. Wir brauchen nicht unbedingt eine Pumpe, da wir uns auch lediglich der Kratky-Methode bedienen können. Die Pumpe für Sauerstoff ist sonst üblich für die Tiefwasserkultur.

Der Joghurt-Becher wird unser Reservoir werden. Alternativ kannst du auch jedes andere Gefäß nehmen. Es sollte aber wenigstens 1 Liter Wasser aufnehmen können und einen Deckel haben. Zudem sollte es bestmöglich Lichtdicht sein, um die Nährlösung vor dem Licht zu schützen.

Das Messer brauchen wir als Werkzeug, um den Deckel des Bechers vorbereiten zu können.

Das Stück Küchenschwamm wird unser Substrat werden, indem der Samen keimen und wurzeln kann.

Die kleine, transparente Tüte nehmen wir als Treibhaus für die Keimung. Alternativ funktionieren auch 2 Schnapsgläser hervorragend. Du siehst, in der Hydroponik darf man erfinderisch sein.

Als Samen setzen wir für unsere Anleitung auf Eisbergsalat. Du kannst aber auch von der Anleitung abweichen und andere Samen nehmen, die du eventuell schon hast. Für eine Übersicht, welche Samen du nehmen kannst, schau dir gerne auch unseren Artikel über Hydroponik Pflanzen an.

Wir brauchen natürlich auch Wasser. Leitungswasser ist ideal für die Keimung, da es bereits ein paar gelöste Salze enthält und so die ersten Tage als sanfte Nährstofflösung dienen kann. Das Wasser sollte unbedingt 24h in einem offenen Gefäß gestanden haben, bevor du es verwendest. Grund ist das Wasser aus der Leitung ist mit Chlor versetzt und das mögen die Pflanzen nicht so gerne. Das Chlor entfleucht aber von allein innerhalb eines Tages.

Natürlich brauchen wir Dünger, um die Nährlösung vorbereiten und unsere Pflanze versorgen zu können. In unserem Beispiel nehmen wir wieder den preiswerten und guten Flüssigdünger von Mairol, speziell für Hydrokulturen. Du kannst aber auch einen anderen Dünger nehmen, unter anderem Nährsalze wie Hakaphos blau.

Das pH-Wert-Messgerät brauchen wir, um den ph-Wert der Nährlösung zu bestimmen. Dieser sollte bei Hydrokulturen optimalerweise zwischen “5.5” und “6.5” liegen. Mit dem EC-Messgerät messen wir die gelösten Salze in unserer Nährlösung. Wir können damit also bestimmen, wie hoch die Konzentration an Nährstoffen im Wasser ist. Für den Einstieg empfehlen wir ein einfaches Set, um beide Messwerte ermitteln zu können. Sicher gibt es bessere Geräte, aber dann ist man schnell bei einem deutlich höheren Betrag, der anfällt. Und zwischen günstig und teuer gibt es dann noch viel Mist oder in anderen Worten “günstig für etwas teurer”. Du kannst für den Anfang auch das EC-Messgerät weglassen und statt des Messgerätes auf ph-Wert-Mess-Streifen setzen. Allerdings gibt es da nicht mehr wirklich einen preislichen Vorteil und diese Streifen sind ein Stück weit ein Orakel, was die Genauigkeit betrifft.

Um den ph-Wert senken zu können, brauchst du noch einen ph-Senker und eine kleine Pipette zur Dosierung. Vorsicht damit, das ist konzentrierte Zitronensäure und sollte nicht in die Augen etc. kommen.

Schritt 2 - Reservoir und Anzucht-Medium vorbereiten

Als Erstes nehmen wir uns den Joghurt-Becher vor. Er muss wirklich komplett sauber sein. Spüle ihn mit etwas Spülmittel aus. Spüle ihn danach noch einmal mit klarem Wasser aus, sodass auch wirklich kein Spülmittel im Becher ist. Mach dasselbe auch mit dem Deckel des Bechers.

Ein Joghurtbecher für unser Hydroponik System
Ein Joghurtbecher für unser Hydroponik System

Nun nehmen wir uns den Deckel vor. Wir machen mittig eine Öffnung von 2 cm x 2 cm. Ob rund oder eckig, ist nicht so wichtig. Unser Stück Schwamm sollten wir dort einklemmen können, ohne dass es in unser Reservoir fällt. Wenn dein Loch hinterher schöner aussieht als unseres ist das auch okay :-)

Mache ein Loch in den Deckel, wo wir später das Schwammstück einklemmen können
Mache ein Loch in den Deckel, wo wir später das Schwammstück einklemmen können

Als Anzucht-Medium oder Substrat nehmen wir den weichen Küchenschwamm und schneiden uns einen kleinen Würfel heraus. Das wird unser Medium werden, in dem wir später den Samen stecken, um ihn keimen zu lassen.

Schritt 3 - Samen keimen lassen

Als Nächstes lassen wir unseren Samen keimen. Das kann ein paar Tage dauern und ist abhängig davon, welche Art von Samen du gewählt hast. Für unseren Eisbergsalat aus dieser Anleitung solltest du folgendes Wissen:

Lichtkeimer, darf nicht tief eingesteckt werden ins Substrat. Sollte nur angedrückt werden. Lichtkeimer sind früher auf Nährlösung angewiesen als Dunkelkeimer. Bereits nach wenigen Tagen nach der Keimung.

Als Erstes nehmen wir unser Stück Schwamm und machen es einmal ordentlich nass. Es darf sich ruhig vollsaugen, drücke es also gerne unter Wasser gehalten etwas zusammen und lasse es sich vollsaugen.

Nun nehmen wir den Samen und drücken ihn an. Das Ganze kommt jetzt in die Plastiktüte und wir legen es auf die Fensterbank oder einen anderen Ort mit vielen Lichtstunden.

Nach ein paar Tagen solltest du inzwischen einen Salat-Keimling haben und in dein DIY Hydroponik System einsetzen können. Die ersten Blätter sollten aber voll ausgebildet und aufgefaltet sein.

Der Samen sollte nach 2-3 Tagen gekeimt sein.
Der Samen sollte nach 2-3 Tagen gekeimt sein.

Schritt 4 - Vorbereiten der Nährlösung und aufstellen deiner DIY Hydroponik

Du hast es fast geschafft. Du hast einen Samen hydroponisch keimen lassen und kannst ihn jetzt in dein neues System einsetzen.

Dafür brauchen wir zunächst aber Nährstofflösung. Lass uns 1 Liter für den Start ansetzen:

Dafür nehmen wir einen Liter von dem abgestandenen Leitungswasser und 1ml von dem Mairol Dünger (halbe empfohlene Konzentration). Vermische beides gut miteinander. Du kannst es zum Beispiel in einer alten Flasche miteinander mixen.

Fülle jetzt deine Nährlösung in dein Reservoir und messe den ph-Wert. Sollte er noch über “6.5” liegen, solltest du ihn mit etwas PH-minus herabsenken. Ein guter Ziel-Wert ist “5.8”.

Jetzt kannst du dein Medium mit dem Keimling einsetzen in die vorgesehene Öffnung des Deckels. Der Schwamm sollte gerade noch so die Nährlösung berühren, falls er noch nicht nach unten durchwurzelt ist. Sobald der er durchwurzelt ist, solltest den Füllstand etwas reduzieren, damit die Pflanze atmen kann.

Herzlichen Glückwunsch, dein erstes DIY Hydroponik System ist jetzt in Betrieb und du kannst der Pflanze beim Wachsen zuschauen!

Schritt 5 - regelmäßige Pflege

Alle paar Tage solltest du das Reservoir auf Füllstand und ph-Wert prüfen. Wenn deine Pflanze etwas größer ist, solltest du auch die Dosierung der Nährstoffe etwas erhöhen auf maximal den empfohlenen Wert des Herstellers. Für den von uns verwendeten Mairol-Dünger sind das 2ml pro Liter.

Kontrolliere auch gelegentlich, ob der Aufstellungsort noch optimal ist. Die Pflanze sollte ausreichend Licht bekommen. 10 Sonnenstunden am Tag sind das Minimum. Natürlich kannst du auch mit künstlichen Pflanzenlichtern unterstützen. Im Winter ist das definitiv eine gute Idee. Im späten Frühjahr und im Sommer sollte das aber kein Problem sein, wenn du nicht gerade ein nach Norden ausgerichtetes Fenster als Aufstellungsort wählst.

Nach ca. 1-2 Wochen hat der Salat schon eine respektable Größe erreicht. Im Experiment für diesen Artikel sah das folgendermaßen aus:

Der Salat nach ca. 1,5 Wochen
Der Salat nach ca. 1,5 Wochen

Tipps and Tweaks

Mit Alu-Folie kannst du dein Reservoir vor Licht schützen.
Mit Alu-Folie kannst du dein Reservoir vor Licht schützen.

Wie du siehst es, ist es sehr einfach in die Hydroponik einzusteigen und erste Ergebnisse zu erzielen. Eine gute Idee ist es übrigens, ein einfaches Logbuch zu führen für die Änderungen, die du vornimmst. Z.B. “neues Nährstofflösung angesetzt am xx.xx.xx”.

Wie immer macht etwas mit anderen mehr Spaß als allein. Wenn du einen Freund hast, der Pflanzen mit Hydrokultur anbaut, kann er oder sie dir helfen, wenn etwas schiefläuft. Schau doch mal, ob es in deiner Umgebung einen Gärtner-Verein gibt :-)

Hydroponische Pflanzen

Für unser kleines selbst gebautes System aus diesem Artikel passen vor allem Kräuter und vielleicht ein kleiner Salat. Aber das ist erst der Anfang und du kannst dich beliebig vergrößern.

In Hydroponik-Systemen können viele verschiedene Arten von Pflanzen angebaut werden. Einige Pflanzenarten eignen sich jedoch besser für den Anbau in Hydroponik-Systemen als andere. Hier sind einige der Pflanzenarten, die am besten in Hydroponik-Systemen wachsen:

Diese Pflanzenarten sind natürlich nicht die Einzigen, die in Hydroponik-Systemen angebaut werden können. Du kannst auch andere Pflanzen wie Bohnen, Melonen und Zwiebeln ausprobieren, um zu sehen, welche am besten für dein System und deine Bedürfnisse geeignet sind.

Nährstoffe und Dünger

Hydroponische Pflanzen benötigen die gleichen wesentlichen Nährstoffe wie Pflanzen, die in Boden angebaut werden. Diese Nährstoffe werden in der Regel in Form von in Wasser löslichen Düngern verabreicht. Hier sind einige der wesentlichen Nährstoffe, die hydroponische Pflanzen benötigen:

Indem du sicherstellst, dass deine hydroponischen Pflanzen genügend von diesen wesentlichen Nährstoffen erhalten, kannst du sicherstellen, dass sie gesund wachsen und eine hohe Ernteausbeute erzielen.

Ferner gibt es noch Makronährstoffe wie Bor, Mangan und Eisen. Diese werden aber in geringeren Mengen benötigt und sind normalerweise ausreichen im Leitungswasser enthalten.

Arten von Dünger für die Hydroponik

Wenn es um Hydroponik-Dünger geht, gibt es zwei Haupttypen: Dünger als mineralisches Pulver und Flüssigdünger. Beide haben ihre Vor- und Nachteile, und die Wahl hängt von den individuellen Anforderungen und Präferenzen ab.

Pulverdünger sind in der Regel preisgünstiger und einfacher zu lagern und zu transportieren. Sie müssen gut mit Wasser gemischt werden, um eine Nährstofflösung zu bilden, die dann in das Hydroponik-System gegeben wird. Pulverdünger sind in der Regel einfach zu verwenden und können oft genau auf die Bedürfnisse deiner Pflanzen abgestimmt werden.

Flüssigdünger sind in der Regel teurer als Pulverdünger, aber auch effektiver, da die Inhaltsstoffe chelatiert sind. Flüssigdünger kannst du leichter mit Wasser vermischen als jene in Pulverform, was manchmal ein Vorteil sein kann. Professionelle Mehr-Komponenten-Dünger werden außerdem meist nur in flüssiger Form angeboten.

Die Wahl zwischen Pulver- und Flüssigdünger hängt von den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen ab. Pulverdünger sind eine gute Wahl für diejenigen, die eine kostengünstige Lösung suchen für große Hydroponik-Systeme, während Flüssigdünger besser für diejenigen geeignet sind, die maximale Leistung und höhere Ernteerträge wünschen. Für kleinere Systeme wie unseren Selbstbau sind Flüssigdünger eine optimale Wahl, die nicht sehr auf den Geldbeutel drückt.

Gerade als Anfänger ist es wichtig, sicherzustellen, dass der Dünger den Anforderungen deiner Pflanzen entspricht und dass du die Anweisungen des Herstellers kennst. Um sicherzustellen, dass deine Pflanzen immer die richtigen Nährstoffe erhalten, solltest du dich mit dem Thema weiter auseinandersetzen.

Indem du einen qualitativ hochwertigen Dünger verwendest und regelmäßig die Nährstofflösung überwachst und anpasst, kannst du sicherstellen, dass deine hydroponischen Pflanzen gesund wachsen und eine hohe Ernteausbeute erzielen.

Anpassen der Nährstoffe im Lebenszyklus der Pflanze

Für fruchtbildende Pflanzen empfiehlt es sich, dass du einen Dünger wählst, der an das Wachstumsstadium deiner Pflanzen angepasst werden kann. Flüssige Dünger mit 3 Komponenten sind hier der Standard. So kannst du zum Beispiel, wenn die ersten Früchte gebildet werden, den Kalium-Anteil in deiner Nährlösung steigern, um größere und schönere Früchte zu erhalten. Für einfachen Salat oder Kräuter bist du aber mit einem einfachen Volldünger bereits optimal ausgestattet.

Lichtverhältnisse und Beleuchtung

Licht ist eine der wichtigsten Variablen für das Wachstum von Pflanzen, da es eine entscheidende Rolle bei der Photosynthese spielt. Die Photosynthese ist der Prozess, bei dem Pflanzen Lichtenergie nutzen, um Kohlenstoffdioxid aus der Luft und Wasser aus dem Boden in Kohlenhydrate umzuwandeln, die als Nahrung für die Pflanzen dienen.

Das Lichtspektrum, das von Pflanzen am besten genutzt wird, liegt im blauen und roten Bereich des Spektrums. Blaues Licht fördert das vegetative Wachstum, während rotes Licht für das Blühen und Bilden von Früchten wichtig ist.

Pflanzen benötigen auch eine bestimmte Menge an Licht, um ihre Zellstruktur aufzubauen, ihre Stoffwechselrate zu erhöhen und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Krankheiten zu stärken.

Eine unzureichende Lichtmenge kann das Pflanzenwachstum verlangsamen und zu einer geringeren Ernteausbeute führen. Zu viel Licht kann jedoch auch schädlich sein und zu einer Überhitzung der Pflanzen führen. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass deine Pflanzen genügend Licht erhalten, um gesund zu wachsen, aber auch, dass sie nicht überbelichtet werden.

“Indoor” ist die Beleuchtung besonders wichtig, da die Pflanzen nicht die natürliche Beleuchtung erhalten, die sie im Freien erhalten würden. Indem du sicherstellst, dass deine Pflanzen die richtige Menge an Licht erhalten und dass das Lichtspektrum auf die Bedürfnisse deiner Pflanzen abgestimmt ist, kannst du sicherstellen, dass sie gesund wachsen und eine hohe Ernteausbeute erzielen.

LED-Pflanzenlichter sind eine beliebte Option für den Einsatz in geschlossenen Räumen, da sie eine effiziente und effektive Möglichkeit bieten, Pflanzen das benötigte Lichtspektrum zu liefern. Im Vergleich zu herkömmlichen Leuchtstofflampen verbrauchen LED-Pflanzenlichter weniger Strom und haben eine längere Lebensdauer. Weiterhin können sie auf die spezifischen Bedürfnisse deiner Pflanzen abgestimmt werden, indem sie verschiedene Farbspektren emittieren.

Ein weiterer Vorteil von LED-Pflanzenlichtern ist, dass sie im Gegensatz zu herkömmlichen Leuchtstofflampen nur wenig Wärme abgeben. Dies ist besonders wichtig in der Hydroponik und vor allem im Sommer, denn die Nährstofflösung sollte optimalerweise im Temperatur-Bereich um 20 Grad Celsius liegen. Durch den Einsatz von LED-Pflanzenlichtern kannst du sicherstellen, dass deine Pflanzen genügend Licht erhalten, ohne dass die Umgebung unnötig aufheizt.

Es ist wichtig, sicherzustellen, dass Pflanzenlichter von hoher Qualität sind und dass sie auf die Bedürfnisse deiner Pflanzen abgestimmt sind. Alle Angebote unter 30 Euro solltest du ignorieren, da die Lampen vermutlich unzureichend sein werden für deine Pflanzen. Gute Pflanzenlampen von unbekannten Marken beginnen bei circa 80-100 Euro. Wir raten dir erst ab dieser Preisklasse Ausschau zu halten.

Indem du hochwertige LED-Pflanzenlichter verwendest, kannst du sicherstellen, dass deine Pflanzen genügend Licht erhalten, um gesund zu wachsen und einen hohen Ertrag zu erzielen.

Beachte beim Einsatz von Pflanzenlichtern unbedingt die Hersteller-Empfehlungen für die unterschiedlichen Stadien deiner Pflanzen. Bereits eine LED-Lampe mit 25 Watt Leistungsaufnahme kann einen kleinen Keimling förmlich grillen, da er seine natürliche Wachsschicht noch nicht gebildet hat, die ihn später als junge Pflanze vor UV-Strahlung schützt.

Wartung und Fehlerbehebung

Eine regelmäßige Wartung und Kontrolle ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass dein Hydroponik-System optimal funktioniert und deine Pflanzen gesund wachsen. Hier sind einige wichtige Schritte zur Wartung und Fehlerbehebung:

Indem du regelmäßig diese Schritte durchführst, kannst du sicherstellen, dass dein Hydroponik-System optimal funktioniert und deine Pflanzen gesund wachsen. Wenn du dennoch auf Probleme stößt, ist deine Pflanze der beste erste Ansprechpartner. Suche im Internet nach Ursachen für die Symptome deiner Pflanzen, oftmals wird man dabei fündig.

Fazit

In diesem Artikel sind wir an den wichtigsten Themen der Hydroponik vorbeigekommen und haben gemeinsam ein kleines Hydroponik-System gebaut. In unserem Blog findest du viele weitere Artikel, welche gezielt auf Themen eingehen. Schau dich um, sicher ist noch vieles dabei, was dich interessiert und weiter bringt in der Hydroponik.

Natürlich waren das sehr viele Informationen auf einmal und sicher wirst du Fehlschläge erleben mit dieser Methode. Aber wie immer gilt: “Versuch macht schlau” Du kannst immer wieder neue Versuche beginnen. Als Anfänger solltest du einfache Sorten wie Salat in Erwägung ziehen. Der schmeckt nicht nur gut, sondern ein Tütchen enthält genug Samen für Jahre bei einem Hobbygärtner.

Häufig gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen Hydroponik und Aquaponik?

Der Hauptunterschied zwischen Hydroponik und Aquaponik besteht darin, dass in Hydroponik-Systemen die Pflanzen in einer Nährstofflösung wachsen, während in Aquaponik-Systemen Fische in einem geschlossenen Kreislaufsystem mit den Pflanzen gezüchtet werden. Das Wasser, das von den Fischen produziert wird, enthält Nährstoffe, die von den Pflanzen genutzt werden, um zu wachsen. In der Aquaponik profitieren sowohl die Fische als auch die Pflanzen voneinander, während in der Hydroponik die Pflanzen nur von der Nährstofflösung profitieren. Die Entscheidung für Hydroponik oder Aquaponik hängt von den individuellen Anforderungen und Präferenzen ab.

Welches Substrat sollte ich verwenden?

Das hängt von deinen Pflanzen und deinem System ab. Es gibt einige Substrate, welche sich für die Hydroponik eignen. Dazu gehören:

Einige Pflanzen und Systeme können auch ganz ohne Substrate funktionieren. Gute Nachricht: Wir haben einen Artikel, wo wir näher auf Hydroponik Substrate eingehen.

Kann ich Leitungswasser für mein Hydroponik-System verwenden?

Du kannst in den meisten Gegenden Deutschlands in jedem Fall Leitungswasser für die Hydroponik verwenden. Wichtig ist nur, dass es abgestanden ist und 24h in einem offenen Gefäß ruhen durfte, bevor du es verwendest. In dieser Zeit kann sich das enthaltene Chlor verflüchtigen. Lese dazu auch unseren Artikel, der sich mit Leitungswasser beschäftigt.

Was ist der optimale pH-Wert für hydroponische Pflanzen?

Der optimale pH-Wert hängt von der Pflanzenart, ab, die du hydroponisch anbauen möchtest. Meist liegt der Wert bei ungefähr 6 auf der pH-Wert-Skala. Lese dazu auch unseren Artikel , der sich näher damit auseinandersetzt.

Wie oft sollte ich meine Nährstofflösung wechseln?

Das hängt stark von der Pflanze ab, welche du anbaust. Ein guter Zeitpunkt ist spätestens alle 2-3 Wochen oder wenn die Pflanze Mangel-Erscheinungen oder andere Symptome zeigt. Behalte in jedem Fall den EC-Wert im Auge.

Wie lange dauert es, um Pflanzen hydroponisch anzubauen?

Das hängt von der Pflanzenart und den Umgebungsparametern ab. Generell wachsen Pflanzen in der Hydroponik etwas schneller als in Erde, was an der direkten Nährstoffaufnahme liegt.